Infos zum Thema "Jahresnutzungsgrad, Schornsteinverluste, feuerungstechnischer Wirkungsgrad, Bereitschaftsverluste" etc.

Entscheidend bei jeder Diskussion bzgl. der Wahl eines neuen Heizkessels oder Gas-Brennwertgerätes ist die Frage nach dem Jahresnutzungsgrad des Heizungskessels bzw. Brennwertgerätes selbst und nach dem Jahresnutzungsgrad der gesamten Heizungsanlage!
Die von den Kesselherstellern veröffentlichten `Normnutzungsgrade nach DIN´ haben mit den tatsächlichen Jahresnutzungsgraden einer Heizanlage kaum etwas zu tun, weil die Heizanlage logischerweise unter völlig anderen als den Testbedingungen betrieben wird. Ein Verfahren, dass die Heizanlage unter praxisnahen Bedingungen testet, gibt es nicht. Ein Normnutzungsgrad findet eben unter genormten Bedingungen statt, damit zumindest dieser Wert auf dem Markt zwischen den Kesselherstellern und Kesseltypen vergleichbar ist.

Ein Heizkessel verliert ungenutzt Wärme über Strahlungsverluste an den Aufstellungsraum, über den Schornstein und über die mehr oder weniger gute Verbrennungstechnik. Von 100 % Energie, die man in einen modernen Heizkessel hineinsteckt, kommen am Heizkörper statistisch zwischen 60 % und 80 % an.
Jedes einzelne Glied auf dem Weg der Wärme vom Öltank bzw. Gasanschluß bis zum Heizkörper hat heute Wirkungsgrade zwischen 70 % und 98 %, in der Summe addieren sich diese zum Gesamtwärmeverlust eines Heizkessels, dem tatsächlichen Jahresnutzungsgrad.

Alte Kessel aus den 60er und 70er Jahren (konstruktiv also VOR dem 1. Ölschock Anfang der 70er konstruiert) haben statistische Werte zwischen 20 % und 60 %, unabhängig davon, ob der Schornsteinfeger mit den Messergebnissen zufrieden ist oder nicht! Heizkessel aus den 80er Jahren (konstruktiv NACH besagtem dem 1. Ölschock konstruiert) kommen auf Werte von 40 % bis ca. 70 %.

Verluste über den Schornstein: Durch den Schornstein geht mehr Energie verloren, als man glaubt. Denn der vom Schornsteinfeger gemessene Abgasverlust von zum Beispiel 7 % gilt nur, wenn der Brenner läuft. Das sind statistisch aber nur ca. 1.500 Stunden im Jahr, also ca. 17 Prozent des Jahres.
In der Startphase der Heizung ist der Abgasverlust sehr viel höher und viel Energie entweicht dann über den Schornstein ungenutzt. Das summiert sich, denn eine Heizung startet mehrere tausend Mal im Jahr.
In der Stillstandsphase (der Brenner läuft nicht) kühlt der Heizungskessel ständig ab, insbesondere bei atmosphärischen Gaskesseln, die permanent durch Luftzug in Richtung Schornstein auskühlen.

Feuerungstechnischer Wirkungsgrad: Der Abgasverlust und der so genannte "Feuerungstechnische Wirkungsgrad" (FTW) wird vom Schornsteinfeger gemessen, wenn die Heizung mit voller Kraft (Vollast) läuft. Strahlungsverluste von Kessel und Leitungen treten jedoch immer auf, wenn irgendwo etwas warm ist. Der FTW hat wenig Einfluss auf den Jahresnutzungsgrad: Verändern Sie den CO2-Gehalt um 1 %, verändert sich der Abgasverlust um etwa 6 %, der Kesselwirkungsgrad aber um nur 0,3 %!

Bereitschaftsverluste: Wenn der Brenner stillsteht, tritt dennoch Energieverlust auf: Der so genannte `Bereitschaftsverlust´. Für einen modernen Öl-Heizkessel mit 15 KW Leistung liegt er zum Beispiel bei ca. 1,7 Prozent der Kesselleistung. Das hört sich gering an. Aber dies bedeutet im Beispiel während des Kesselstillstands einen ständigen Verlust von 15 KW = 15.000 Watt x 0,017 = 260 Watt. Das ist, als hätte man ständig einen Baustrahler mit 250-Watt-Leuchtmittel an!

Das ist sozusagen der "Stand By-Verbrauch" des Kessels. Er summiert sich über eine Heizperiode mit Stillstandszeiten von 260 Tagen mal 24 Stunden zu einem Verlust von 1.630 Kilowattstunden, also ca. 163 Liter Öl. Das ist ein ganz beachtlicher Wert. Für ältere Kessel liegt der Bereitschaftsverlust um ein Mehrfaches höher. Bei größeren Kesseln ist der Verlust zwar prozentual geringer, aber absolut gesehen deutlich höher.

Fazit: Eine verbesserte Kesse-Wärmedämmung, ein niedriger Kesselwasserinhalt und eine möglichst geringe Kesselleistung bringen übers Jahr mehr als ein geringerer Abgasverlust und das letzte Prozent FTW.
(Wenn der Schornsteinfeger also aufgrund "hervorragender Abgaswerte" erzählen möchte, dass Ihr Kessel noch gut sein und bestimmt noch ein paar Jahre stehen bleiben kann, dann bedenken Sie, dass der Schornsteinfeger dabei einzig und allein die von der Bundesregierung angesetzten Grenzwerte der BImSch betrachet, aber leider nicht Ihre Geldbörse. Es gibt natürlich auch ehrliche Schornsteinfeger, die heute z.B. auch Energieberater sind, aber leider kann man sich seinen Beźirksschornsteinfegermeister ja nicht aussuchen)
Hinzu kommt selbstverständlich eine sehr gut Wärmedämmung der Heizungs-Rohrleitungen und eine dem tatsächlichen Verbrauch angepaßte Heizungsrohrdimensionierung zwischen Kessel und Heizkörpern sowie einige weitere Punkte.

Anzahl der Brennerstarts: Beim Start eines Ölbrenners kommt auch bei noch so guter Verbrennungstechnik eine kleine Rußwolke heraus, etwa wie wenn Sie mit einem modernen Dieselauto voll beschleunigen. Dies kostet auch entsprechend Energie! Bei drei Starts stündlich und 260 Heiztagen ergeben sich ca. 18.720 jährliche Brennerstarts. Der deutsche Mittelwert liegt bei etwa 20.000 jährlichen Starts - dies ist für die Umwelt und für die Geldbörse des Heizungsanlagenbetreibers zu viel. Der Brenner arbeitet statistisch jeweils 4 bis 5 Minuten lang.

Fazit: Durch lange Brennerlaufzeiten verringert sich die Zahl der Brennerstarts. Auch verkürzen sich die Stillstandszeiten und damit die unnötigen Stillstandsverluste über den Schornstein. Anlagentechnisch kann man das nur mit einem Bündel an Maßnahmen in den Griff kriegen:

Aktuelle Temperaturtabellen zeigen, dass bei statistisch 260 Heiztagen im Jahr an ca. 50 % dieser Tage nur 13 % der möglichen Heizleistung eines Heizungskessels abgerufen und nur an ca. 5-10 Tagen im Jahr die volle Leistung benötigt wird.
Wenn die globale Klimaerwärmung sich in den nächsten Jahren bzw. Heizperioden wie befürchtet verschärfen wird, wird man von einem Winter quasi gar nicht mehr sprechen, und die Anzahl an Heiztagen mit einer Heizleistung von 13 % wird noch deutlich ansteigen.

Moderne Brennwertgeräte modulieren zwischen z.B. 1,9 kw und 14 kw, d.h. abhängig vom momentanen Wärmebedarf des zu beheizenden Gebäudes fährt der Heizkessel in seiner Heizleistung entweder höher oder tiefer.

Leider werden aber auch Bennwertgeräte gerne mit der Begründung "der moduliert ja bei höheren Außentemperaturen komplett runter" immernoch gerne zu groß dimensioniert und eingebaut, d.h. der Bauherr läßt sich ein Gerät mit einer modulierenden Leistung von z.B. 6,8 kw bis 32 kw einbauen.
Bei einem Wärmebedarf Ihres Hauses von z.B. 9,5 kw (für den das kleine o.g. Gerät relativ ideal gewesen wäre) hat man nun ein an statistisch über 200 Heiztagen überdimensioniertes Heizgerät!

Fazit:
Einfach einen Heizungskessel (über das Internet) kaufen bringt nicht viel, obwohl der Kessel vielleicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist. In den nächsten 15 bis 20 Heizperioden, die der Heizkessel im Haus seinen Dienst verrichtet, verschwendet man sehr wahrscheinlich ein Vielfaches der beim Kesselkauf gesparten Euros über den Schornstein und andere Faktoren!
Wer bewußt heizen und etwas für die Umwelt tun will, wer Geld sparen möchte und wer bereit ist, sich mit der Beheizung seines Hauses aktiv zu beschäftigen, der kann mit einem um ca. 30 % bis 40 % unterdimensionierten Heizkessel erheblich Energie sparen, muß aber u.U. an den wenigen wirklich kalten Tagen im Jahr mit einer Sekundärquelle (z.B. Strom) in den durchgängig beheizten Zimmern der Wohnung zuheizen.
Wer mit einer Wärmepumpe heizt, heizt sowieso mit Strom, den wird dies Argument nicht abschrecken.
Wer dies nicht möchte, weil er dafür z.B. einfach keine Zeit hat, kann mit einem hydraulischen Abgleich und einem sinnig dimensionierten Heizgerät in erheblichem Maße Energie sparen.